Das werde ich dir nie verzeihen! Hast du diese Worte auch schon ausgesprochen oder gedacht, wenn du von einer anderen Person verletzt wurdest. In diesem Moment bist du wütend, rachsüchtig oder enttäuscht. Du möchtest dich jedoch von diesen Gefühlen nicht „auffressen“ lassen und deshalb beschliesst du, die Situation einfach zu vergessen und in den Hintergrund zu schieben. Vielleicht denkst du auch, Zeit heilt alle Wunden.
Ich konnte in solchen Situationen in meinem Kopf ganze Geschichten spinnen, was ich tun oder sagen könnte, damit es der anderen Person später schon noch leid tun wird. Aber statt meine Gefühle auszuleben, habe ich mich zurückgezogen und meine Gefühle eingeschlossen. Das war keine ideale Lösung. Denn die Gefühle, die ich verdrängt und nicht durchlebt hatte, waren nicht weg, sondern irgendwo in meinem Körper eingeschlossen. Sie begannen irgendwann wieder anzuklopfen und an die Oberfläche zu drängen. Mit der Zeit habe ich verstanden, was da abläuft und ich habe gelernt, dass Verzeihen etwas sehr Heilsames und Friedvolles ist.
Warum ist verzeihen wichtig?
Verzeihen ist ein wichtiger Teil der Selbstfürsorge. Denn wenn du verzeihst, tust du das vor allem für dich. Wenn du verzeihst, kannst du dich von einer emotionalen Last befreien. Du löst dich von negativen Gefühlen wie Wut, Enttäuschung, verletzt sein oder Rache. Wenn du verzeihst, bleibst du nicht in der Vergangenheit stecken und löst dich von der energetischen Verbindung zu einer Person oder Situation. Du kannst die andere Person nicht ändern, nur deine Einstellung und dein Verhalten ihr gegenüber.
Denke einmal an die Gefühle von Wut, Enttäuschung, verletzt sein oder Rache und spüre, was mit deinem Körper passiert. Vermutlich wird er sich zusammenziehen oder du spürst irgendwo im Körper einen Druck. Stell dir danach vor, dass du verzeihst und in einer friedlichen Stimmung bist. Fühlst du den Unterschied?
Was denkst du, welches dieser Gefühle wird wohl angenehmer für dein Leben sein?
Verzeihen heisst nicht akzeptieren oder vergessen
Hörst du gerade eine leise Stimme in dir, die sagt: Aber es gibt doch Geschehnisse, die unverzeihlich sind und wenn ich alles verzeihe, bin ich ja einverstanden damit. Solche Bedenken kann ich gut nachvollziehen. Beim Verzeihen geht es jedoch nicht darum, dass du die Situation akzeptierst, vergisst oder ignorierst. Wenn du verzeihst, bedeutet es, dass du die Gefühle zu dieser Situation loslässt. Deine Gedanken werden sich nicht mehr ständig damit befassen und du kannst leichter abschliessen. Du kannst dich an die Situation und die Personen erinnern, ohne emotional damit verbunden zu sein. Das Ereignis oder die Person hat keine Macht mehr über dich.
Das gibt ein enormes Gefühl des Friedens und der inneren Freiheit. Aus diesem Gefühl kann eine starke Kraft entstehen. Weil du deine Energie nicht mehr für die Wut, Enttäuschung oder Rache brauchst, kannst du sie dafür verwenden, etwas zu ändern. Das kann bedeuten, dass du einer Person gegenüberstehst und klar deine Meinung vertrittst und deine Grenzen setzt. Es kann aber auch heissen, dass du dich von dieser Person abwendest, ohne dich dafür zu rechtfertigen. Eine Folge könnte auch sein, dass du dich für mehr Gerechtigkeit in der Welt einsetzt und andere Menschen unterstützt. So kannst du die Kraft des Verzeihens verwenden, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Fühle deine Emotionen, bevor du verzeihst
Lass deine Emotionen zu. Wenn du verletzt oder enttäuscht wurdest, darfst du wütend, traurig und enttäuscht sein. Erst, wenn du deine Emotionen bewusst fühlst, kannst du sie auch loslassen. Ich bin in einer gläubigen Familie aufgewachsen. „Lieb und gut“ sein gehörte zu den Grundwerten. So habe ich leider in meiner Kindheit nicht gelernt, negative Emotionen richtig zu spüren und damit umzugehen. Dieser Schritt darf jedoch nicht ausgelassen werden. Er gehört zu den Grundlagen verschiedener Techniken, wie Verzeihen, Dankbarkeit, lösungsorientierter Ansatz usw. Was passiert, wenn du deine Emotionen verdrängst oder unterdrückst und somit in deinem Körper einschliesst, schreibe ich in einem meiner nächsten Blogartikel.
Verzeihen lernen – 7 hilfreiche Schritte
Es gibt ganz unterschiedliche Methoden dazu. Ich beschreibe dir hier, was für mich wirkungsvoll ist. Wenn du Gott oder eine andere spirituelle Macht dazunehmen möchtest, so tue dies.
- Setze dich an einen Ort, an dem du Ruhe findest.
- Erinnere dich an die Person und die Situation
- Halte deine Hände auf dein Herz oder falte sie vor deinem Herzen
- Sage laut oder leise: Aus tiefstem Herzen verzeihe ich dir, was du mir angetan hast oder sprich ein Gebet, dass du kennst.
- spüre, wie liebevolle Energie aus dem Herzen strömt und sich über die Person oder die Situation legt
- Mache das so lange, bis sich in dir ein innerer Frieden ausbreitet
- Wenn es dir hilft, kannst du zusätzlich noch deine Gedanken auf einen Zettel schreiben und verbrennen
Je nach emotionaler Verstrickung kann es sein, dass du dies mehrmals, vielleicht sogar verteilt über einen längeren Zeitraum machst. Lass dir so viel Zeit für diesen Prozess, wie es eben braucht. Die Person, die es betrifft, muss nicht anwesend sein und sie muss auch nichts davon wissen und erfahren. Es ist auch nicht zwingend, dass du dich danach mit der Person versöhnst.
Verzeihen ist ein persönlicher Prozess. Finde deinen eigenen Weg und nimm dir auf jeden Fall die Zeit, die du dafür brauchst. Es gibt kein richtig oder falsch. Wichtig ist, dass der Prozess des Verzeihens in Gang gesetzt wird.
Es gibt eine bedeutende Ausnahme im Prozess – das ständige Verzeihen der gleichen Situation
Wenn eine Person dich ständig verletzt, sei das körperlich oder psychisch, dann ist das ständige Verzeihen Selbstsabotage. Bleib nicht in einer Situation, die dir nicht gut tut. Verzeihen heisst nicht, dass du dich einer Situation weiterhin aussetzen und diese weiterhin ertragen musst. Das Verzeihen soll für dein Gegenüber keine Rechtfertigung sein, dich weiterhin zu verletzen. Gib deinem Gegenüber keine Möglichkeit dazu und verändere die Situation. Du hast ein Leben verdient, in dem du nicht ständig verletzt wirst. Hole dir unbedingt Hilfe, wenn du die Veränderung nicht alleine schaffst. Wenn du dann verzeihst, kannst du die emotionale Verbindung zum Vergangenen auflösen.
Verzeihen ist eine bewusste Entscheidung
Verzeihen geschieht nicht von selber. Es ist eine bewusste Entscheidung, die du triffst und aktiv umsetzt. Diese Entscheidung kannst du kurz nach einer Situation treffen oder auch noch Jahre später. Mir ist es schon passiert, dass einige Zeit später etwas auftauchte, das mich an diese Situation erinnerte und unangenehme, beengende Gefühle auslöste. So merkte ich, dass ich damit noch nicht abgeschlossen hatte und begann mit dem Prozess des Verzeihens.
Ich bin überzeugt, dass auch du immer wieder auf solche Situationen stossen wirst und auch in Zukunft wird es Ereignisse geben, in denen du dich verletzt fühlst. Das kannst du nicht verhindern. Was du ändern kannst, ist dein Verhalten danach und da ist eben verzeihen eine bewusste und sehr kraftvolle Entscheidung.
Verzeih auch dir selbst
Natürlich sollst du dieses Verzeihen auch dir selbst gegenüber anwenden. Wahrscheinlich fällt es dir schwerer, dir selbst zu verzeihen, als anderen zu verzeihen. Sicher ist es dir auch schon passiert, dass du etwas gemacht oder gesagt hast, dass du später bereut hast. Vielleicht gibst du dir auch die Schuld für etwas, was passiert ist. In solchen Momenten darfst du dir selber verzeihen – auch wenn du es doof, lächerlich oder schwierig findest. Bist du diesbezüglich mit dir auch viel strenger als mit anderen Menschen? Für die Auswirkungen und den Prozess des Verzeihens macht es jedoch keinen Unterschied, ob du dir selber oder einer anderen Person verzeihst.
Verzeihen für den Weltfrieden
Seit meiner Kindheit wünsche ich mir Frieden in der Welt. Verzeihen ist eine Grundlage dafür. Es verbessert die zwischenmenschlichen Beziehungen und du findest deinen inneren Frieden. Wenn du eine andere Energie ausstrahlst, wird sich auch die Energie in der Welt verändern. Der Schmetterlingseffekt wird in Gang gesetzt.
Übst du das Verzeihen schon regelmässig?
Verzeihen ist ein starker Prozess. Beim Verzeihen hilfst du nicht der Person, der du verzeihst, sondern du hilfst dir. Setze dich jedoch nicht unter Druck, nimm dir so viel Zeit dazu, wie du brauchst. Damit änderst du auch die Energie in der Welt und machst sie zu einem schöneren Ort. Welche Erfahrungen hast du mit dem Verzeihen schon gemacht? Ich freue mich über deinen Kommentar.
Du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben. Nur wenn du in deiner vollen Kraft bist, kannst du andere kraftvoll unterstützen.
Hier findest du meine Angebote, die dich bei der Selbstfürsorge unterstützen können.